Samstag, 7. August 2010

Wir bleiben lieber unter uns.

Das ist der Eindruck, den wir als erstes von der katholischen Kirche bekommen haben. Heute ist in der FAZ ein Artikel mit dem Titel: Im Land der Mutlosen. Sehr lesenswert beschreibt er unter anderem die Erfahrungen eines Priesters aus Kamerun, der seit 2 Jahren kranke oder urlaubende Pfarrer in Deutschland vertritt. Der Artikel gibt ziemlich genau das wieder was uns auch bei unser Konversion begegnet ist. Ich zitiere:

"In Deutschland habe er oft das Gefühl, die Gemeinde wolle im Stil einer Sonntagskirche unter sich bleiben, sagt Pater Andrew Ngah. Wir hier, da draußen die Welt. Katholische Eliten in der Diaspora, die geheimbündlerische Züge an den Tag legen. Er erzählt von einem jungen Mann, der aus beruflichen Gründen von München nach Offenbach gezogen sei, dort regelmäßig die Messe besuchte, aber monatelang von niemandem angesprochen wurde. Eine solche Haltung sei nicht katholisch, katholisch meine universal: "Man muß es einfach so machen wie die internationalen Gemeinden, die im Gottesdienst fragen: Wer ist heute neu hier? So etwas wie ´Die deutsche Kirche´gibt es nicht."

Und Bischof Tebartz-van Elst erklärt dazu:

"´Die katholische Kirche ist universale Weltkirche, die sich in Ortskirchen darstellt. Evangelischerseits gibt es das Verständnis einer Landeskirche mit starkem Ortsbezug.´ Heißt für die Katholiken: Der Ort darf sich nicht selbst genügen. Das tut er aber oft genug, häufig den Priester eingeschlossen. Da wird die sonntägliche Predigt genutzt, um die eigenen Glaubenszweifel zu thematisieren - anstatt das Evangelium zu deuten. Und wie aufgeweicht und nachlässig mit der Liturgie umgegangen wird: Da wird keine Brücke gebaut für die nachwachsenden Generationen, die gar nicht wissen, was da geschieht, weil es ihnen niemand erklärt."

Nun, nicht nur für die nachwachsenden Generationen wird keine Brücke gebaut, sondern auch nicht für die Konvertiten. Du sitzt da als Neuer in der Messe, wenn Du Glück hast lächelt Dich mal einer an, aber es erklärt Dir über Monate keiner warum man wann aufsteht, sich bekreuzigt, niederkniet und schon gar nicht was der Priester da vorne eigentlich macht, und das Evangelium wird auch nicht gedeutet.

Ich habe dann oft erst mal dagesessen und gar nichts mehr gemacht. Unserer jüngeren neugierigen Tochter ging das in einer tridentinischen Messe in Berlin genauso, was noch zusätzlich dazu führte, daß eine alte Dame neben ihr die ganze Zeit über sie schimpfte, daß sie nicht mitmachte. Ein Super-GAU wenn man als Eltern seine Kinder dem Glauben näher bringen will.

Wir haben uns um Einführung in unseren Glauben selbst bemüht und irgendwann gab es dann auch zentral in unserer Stadt eine sogenannte Katechese. Locker, locker, wie man das heute so macht und ich war nicht da, weil man uns sagte das sei nichts für uns. Nachträglich weiß ich auch warum. Die Nachkonziliaren wollen keine Konvertiten, die katholisch wollen. Sie wollen sich ihre Gläubigen lieber selber "backen" und sie gleich auf ihren nachkonziliaren Kurs einstimmen. Ich hörte später von einer jungen Frau, die an einem dieser Kurse teilgenommen hatte, daß sie über Basics nicht Bescheid wußte und als wir sie fragten, ob sie denn nicht den kleinen Katechismus habe, da stehe doch alles drin, verneinte sie das. Niemand hatte ihr davon etwas gesagt.

Ich schaute mich in den verschiedenen Gruppen der Gemeinde damals um auf der Suche nach Unterweisung und auch Anschluß. Als erstes geriet ich in eine sogenannte "Spätschicht". Diese fand in einem Raum statt, in dem eine sehr schöne Madonna an der Kopfseite stand. Offensichtlich absichtlich setzte man sich aber im Kreis, kehrte ihr den Rücken und stellte ein paar Kerzen und Räucherwerk in die Mitte des Kreises und seitwärts auf eine Bank. Die folgende Meditation ist mir nicht im Gedächtnis, es war jedenfalls nicht was ich suchte. Ich bin gekommen um anzubeten, nicht um unterhalten zu werden und Mediationen im Kreis mit Räucherwerk kenne ich schließlich von Esoterikern zur Genüge. Dazu brauche ich keine "Spätschichten" und ähnliche Veranstaltungen. Danach redeten sie untereinander - außer mir war niemand neues da - daß sie eigentlich lieber weg gehen würden weil in der Gemeinde "nichts liefe". Ich beging dann noch den Fehler auf Nachfrage von einem Teil meines Weges zu erzählen, was dazu führte, daß mich ein Großteil derer, die an diesem Abend anwesend waren seitdem nicht mehr ansahen wenn ich ihnen im Gottesdienst begegnete. Mein Eindruck danach war, daß eigentlich alle am Gehen waren, während ich als einzige gerade gekommen war.

Eine solche starke Ablehnung habe ich, häufig auch in Form von "Gummiwänden" (Du spürst den Widerstand, weißt aber eigentlich nicht warum, denn wie soll man auch als Neuling auf die Idee kommen daß Katholiken nicht katholisch sein wollen?) nicht von den konservativen Kirchgängern erfahren, sondern vor allem von den "modernen" Nachkonziliaren, die aber am häufigsten über Veranstaltungen schwafeln, mit denen man Leute anziehen könne. Wenn diese dann kommen passen sie ihnen nicht, weil sie logischerweise (schließlich haben wir anders gelebt als sie) nicht so sind wie sie.

War jedenfalls ein toller Anfang. Ohne meinen Mann, der zu dieser Zeit schon aktiv und länger in der Gemeinde war hätte ich das wohl nicht durchgehalten.

Christus rief uns in seine Kirche so wie wir sind, aber für die älteren "nachkonziliaren" Brüder ist der verlorene Sohn nicht gut genug.

2 Kommentare:

  1. Was soll ich sagen? Du hast recht!
    Zum Einen ist in vielen Gemeinden der Bruch zwischen den Progressiven mit ihrer Interpretation von V2 und der eher traditionellen Minderheit sehr deutlich zu spüren. In den Gemeinden geben häufig erstere den Ton an und letztere verkrümeln sich in ihre überregionalen Gemeinschaften. Beide Seiten bekommen voneinander kaum noch was mit. Da Treffen sich die Tradis in St. X zur Anbetung und die anderen in St.Y zur Meditation. Das weiß man, aber darüber redet man nicht. Heaven forbid, jemand legt Flyer aus oder setzt was ins Pfarrblatt. Die Brüche und Spannungen sind da, wer darüber redet wird behandelt als hätte er sie eigenhändig herbeigeführt.
    Diese Situation lähmt viele Gemeinden. Wenn Katecheten ihren Kommunionsklassen z.b. nichts mehr über das Messopfer erzählen dürfen ohne anschließend einen Rechtfertigungsmarathon hinlegen zu müssen, wird es schwierig überhaupt noch Glaubensvermittlung zu betreiben. In einer solcher Situaiton läd man keine "Neuen" ein. Und wer nicht mehr weiß, was er überhaupt noch sagen darf, der wird auch kaum heiß auf Mission sein. Für die brauch man nämlich eine Botschaft.

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  2. @ Bee
    Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich stehe eigentlich immer noch ziemlich fassngslos vor diesen Erfahrungen. Das macht es etwas klarer für mich.

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