Sonntag, 30. Mai 2010

Erzengel Michael

Da wir gerade bei Heiligen sind mache ich doch mit Engeln weiter.

Genau wie die Heiligen haben auch Engel in "modernen" katholischen Kreisen keinen guten Ruf. So bekam ich von einem Priester in der Beichte die Antwort, er habe noch keinen Engel gesehen. Also werden Engel - genauso wie mittlerweile auch Maria - Esoterikern jeglicher Couleur zur Selbstbedienung überlassen, wo vor allem Engel regelrecht boomen.

Die, die jetzt sagen, dies zeige, daß der Glaube an Engel und die Bedeutung der Muttergottes zu Recht abgelegt wurden, da die Tatsache, daß sich jetzt der "esoterische Pöbel" darüber her mache doch zeige, daß beides nichts für intelligente, aufgeklärte Christen sei, machen es sich bei weitem zu einfach und verhalten sich im übrigen dezidiert unchristlich. Wie denn? Gehen Euch "die da draußen" nichts mehr an? Wie wärs denn statt einfacher Ablehnung der Konkurrenz mit Gebeten für sie? Zum Beispiel das von Pater Kolbe, etwas erweitert:

O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu Dir unsere Zuflucht nehmen! Und für alle, die ihre Zuflucht nicht zu Dir nehmen, besonders für die Freimaurer und Esoteriker und für alle Dir Anempfohlenen. Rette Seelen!

Nur mal als Denkanstoß: Vielleicht ist der Engel- und Marienboom unter Esoterikern ja auch so zu verstehen, daß Maria und die Engel dort hingehen um zu retten was zu retten ist - aber ohne Ansprechpartner auch in der sichtbaren Welt wird es nicht gehen, wie aus Bekehrungsberichten immer wieder deutlich wird.

In meinem Bistum war der Sektenbeauftragte überrascht, daß ich an Naturgeister "glaubte"- hey ich war Schamanin, da lernt man mit Mächten umzugehen, die andere nicht einmal sehen - er könne eine psychologische Beratung anbieten und das wars. Eine Beschränkung auf die Psychologie hilft aber nur bei den innerpsychischen Faktoren, die es als Einfallstor natürlich gibt, nicht aber bei denen aus dem unsichtbaren Außen, die Jesus Christus seinen Jüngern befohlen hat sie in seinem Namen auszutreiben. Und punktum!

Warum mir besonders der Erzengel Michael so wichtig ist?

Wenn man 25 Jahre Esoterik und Schamanismus gelebt hat, hat man so einiges an der Backe - Mächte und Gewalten eben aus der unsichtbaren Welt. Lest Euer großes Glaubensbekenntnis, da stehts drin. Ich begab mich also, bevor ich an katholisch auch nur dachte in die Hände einer befreundeten esoterischen Heilerin, wo wir feststellten, daß wir ohne Schutz nicht an der Loslösung von einem Guru arbeiten konnten. Sie hatte davon gehört, daß in solchen Fällen der Schutz des Erzengels Michael sehr wirksam sei, worum wir dann baten - und ihn erhielten. Ohne seinen und dann auch Marias Schutz wäre da nichts gegangen.

Ich kam dann in die katholische Kirche - das ist eine andere Geschichte - und stellte fest, daß ausgerechnet die Heiligen, die mir so wirksam geholfen hatten, in modernen katholischen Kreisen fast schon zu den Outcasts gehören.

Ich habe mich mit dem Katechismus an den Glauben der katholischen Kirche "angeschlichen", und bin eigentlich immer noch perplex darüber, wie man so ungeniert in der Praxis etwas anderes anbieten und lehren kann, als das was eben katholisch ist. Bei jedem Angebot sollte ja wohl drin sein was drauf steht. Ich wußte zeitweise nicht wohin gehen, da ich zu den Esoterikern nicht zurück wollte und konnte, denn die bieten da alles Mögliche (und vor allem Unmögliche).

Wie soll man mit einem Priester in der Beichte über Engel und Dämonen sprechen, der nicht einmal weiß, daß es das gibt. Ich bekam verschiedene Empfehlungen auf meine Fragen nach jemand, der mir weiterhelfen könnte, aber immer wieder von Priestern die Antwort mein Weg sei so besonders, ich müsse alleine finden wie es weitergeht. Ich halte das heute für eine faule Ausrede, die sich am everything goes des Relativismus orientiert.

Schließlich traf ich in unserer damaligen Gemeinde eine alte Frau, die lange im Befreiungsdienst gearbeitet hatte und die wußte wovon ich sprach. Hier noch einmal ein großes Dankeschön und Vergelts Gott an sie. Sie hatte mit den Pallotinern von St.Ulrich/Hochaltingen zusammengearbeitet, wo ich dann ein Marienweiheseminar besuchte und das erste Mal auf Priester traf, die sich sowohl klar zu meinen Erfahrungen äußerten als auch wußten was zu tun war. Sie empfahlen eine bedingungsweise Taufe nach dem alten lateinischen Ritus, der noch einen Exorzismus enthält und ich fand einen Pfarrer in meiner Nähe, der sie für mich beantragte und mir spendete. Das ist jetzt meine Gemeinde und mein Beichtvater.

Was für ein Glück!

Wußtet ihr, daß früher das Gebet über das Weihwasser auch einen Exorzismus enthielt heute aber nicht mehr? Es wurde mit der Reduktion der Tauf- sowie der Weihwasserformel und mit dem Rauswurf von St.Michael genau das abgeschafft was gegen die Angriffe des Bösen hilft. Der Herr mit dem Pferdefuß muß sich wirklich ins Fäustchen lachen, denn was es angeblich nicht gibt, das kann man auch nicht bekämpfen und bei der Sache mit dem Mißbrauch ist dann nicht "der Rauch des Teufels in die Kirche eingedrungen" (Paul VI), sondern es ist auch nur ein psychologisches Problem.

Aber das ist ein anderes Thema. Für heute reichts.

Freitag, 28. Mai 2010

Dorothea

Mit diesem Namen rief mich mein Vater, wenn er mich ärgern wollte. Ein altertümlicher Name, ein fraulicher Name, der Name einer Frau, die ich nicht sein wollte. Aber Dorothea, die Gott-Geschenkte (oder das Gottesgeschenk) hat was:

Dorothea ist eine Heilige und Märtyrerin des 3. Jahrhunderts und eine der Nothelferinnen. Bis 1969 wurde ihr Gedenktag auch im Allgemeinen Römischen Kalender berücksichtigt, wurde aber gestrichen, da das Martyrium nicht belegt werden konnte. Womit sie das Schicksal vieler populärer Heiliger teilt, die einer Wissenschaftlichkeit zum Opfer fallen, für die Überlieferungen nichts taugen und Heiligkeit ein psychologisches Problem ist.

Dorothea lebte in Cäsarea und hatte sich Christus geweiht. Deshalb wies sie den heidnischen Statthalter Apricius zurück, der um sie warb. Der war darüber so erbost, daß er sie foltern und zum Tode verurteilen ließ. Als sie mit dem Tod bedroht wurde, erwiderte Dorothea, aus Liebe zu ihrem Herrn würde sie gerne sterben, denn in dessen Garten werde sie sich ewig erfreuen und dort Rosen und Äpfel pflücken. Der Jurist Theophilus, der das im Vorbeigehen hörte, verspottete Dorothea: Wenn du zu deinem Gemahl in den Garten kommst, so schicke mir doch von den Rosen und Äpfeln! Dorothea betete an der Richtstätte, als ein goldlockiger Knabe mit einem Korb voller Rosen und Äpfel - es war mitten im Winter und kein Supermarkt in der Nähe - erschien. Dorothea schickte ihn zu Theophilus, neigte sich und wurde enthauptet. Das Kind brachte Rosen und Äpfel zu Theophilus und wurde vor seinen Augen entrückt. Theophilus war dadurch so erschüttert, daß er niederkniete und sich öffentlich zu Christus bekannte. Daraufhin wurde er zusammen mit Dorothea enthauptet.

Nun ja, da sind wir also bei der Frage: Wunder - gibts die?

Fangen wir mal so an: Es ist nicht das erste Mal, daß ich - auch in meiner näheren Umgebung - davon höre, daß Ungläubige durch ein sehr handgreifliches Wunder (eine sogenannte Privatoffenbarung) bekehrt worden sind. Für Wunder müssen wir als Christen ja auch nicht so weit gehen, schließlich ist Christus von den Toten auferstanden.

Wo wir hinkommen, wenn wir Wunder generell bezweifeln zeigt sehr anschaulich die Theologie der letzten Jahrzehnte. Dort werden selbst die Evangelien noch bezweifelt, weil es Wunder in der Naturwissenschaft nicht geben kann und folglich die Apostel und die ersten Christen ein Haufen Lügner gewesen sein müssen, die aus Gründen der Macht den Menschen Märchen erzählt haben (die so genannte nachösterliche Legendenbildung). Welche Macht soll eine von Beginn verfolgte Schar von Christen angestrebt haben?

Und: für eine gute Geschichte läßt sich ja auch jeder gerne foltern, köpfen und ans Kreuz nageln, nicht? Und das seit 2000 Jahren. (Wir haben auch heute noch eine wieder zunehmende Christenverfolgung weltweit)

Es gibt durchaus einen guten Grund warum die katholische Kirche die Verehrung von Heiligen wie Dorothea freistellt. Denn die Geschichten der Heiligen wurden im Laufe der Jahre schwer ausgeschmückt, was man in Voragine´s "Legenda Aurea" nachlesen kann. Unsere Märtyrer haben aber auch unsere Kirche durch die Zeit getragen und wir sollten sie daher würdigen und nicht verleumden oder wie ziemlich peinliche Vorfahren behandeln, die man besser verschweigt.

Und der Vollständigkeit halber: Dorothea ist Patronin der Gärtner, Blumenhändler, Bierbrauer, Bergleute, Neuvermählten, Bräute, Wöchnerinnen, bei Geburtswehen, bei Armut, in Todesnöten, bei falscher Anschuldigung.