Montag, 22. Juli 2013

Hexenverfolgungen und die katholische Kirche

Statt mich weiter im Kommentarbereich zu prügeln, verweise ich auf einen Artikel in Wikipedia, der die auch nach meiner Kenntnis neueste Forschung in Bezug auf Hexenverfolgungen referiert. Hier ein paar Zitate:

"Altertum:
Obwohl die juristische Verwendung des Begriffs „Hexe“ erst Anfang des 15. Jahrhunderts eingeführt wurde, ist der Glaube an Zauberer bereits in den alten Hochkulturen nachzuweisen. Magische Praktiken wurden sorgfältig beobachtet und oft als Schwarze Magie gefürchtet. Sowohl in Babylonien (Codex Hammurapi: Wasserprobe) als auch im Alten Ägypten wurden Zauberer bestraft. Das Alte Testament verbietet Zauberei ((Lev 19,26 EU)) und fordert zur Verfolgung von Zauberern auf ((Ex 22,17 EU)). Hexen im Sinne der Frühen Neuzeit kennt die Bibel aber nicht. Nach dem Zwölftafelgesetz der Römer wurde negativer Zauber mit dem Tod bestraft (Tafel VIII). Allerdings kam es niemals zu einer gezielten Verfolgung von vermeintlichen Hexen wie später in der Frühen Neuzeit. Die alte Kirche war an Verfolgungen nicht beteiligt[3] und lehnte die mit Hexerei verbundenen Ansichten und Praktiken als Aberglaube (Canon episcopi) ab.

Mittelalter:
Die weit verbreitete Meinung, Hexenverfolgungen seien hauptsächlich eine Erscheinung des Mittelalters gewesen, ist ebenso falsch wie die Meinung, die großen Wellen neuzeitlicher Hexenverfolgung seien vorrangig von der kirchlichen Inquisition angestrebt oder ausgeführt worden. Die vorchristlichen Germanen kannten die Verbrennung von Schadenszauberern seit frühester Zeit. Im karolingischen Frühmittelalter gab es jedoch keine Hexenverfolgung. Karl der Große bestätigte durch das Gesetz den Beschluss des Konzils von Paderborn aus dem Jahr 785:[4] „Wer vom Teufel verblendet nach Weise der Heiden glaubt, es sei jemand eine Hexe und fresse Menschen, und diese Person deshalb verbrennt oder ihr Fleisch durch andere essen lässt, der soll mit dem Tode bestraft werden."

Verbreitung:
Der Zusammenhang von Konfessionen und Hexenverfolgung ist nicht eindeutig. In einigen Ländern wie in Italien und Spanien, in denen die katholische Kirche die Oberhand hatte, waren Hexenverfolgungen selten. Dagegen gehören aber auch viele katholische Regionen zu denen mit der stärksten Hexenverfolgung in Europa.[6] Die Anzahl der Verurteilten war in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich. Es gab hierbei Schwerpunkte wie zum Beispiel Skandinavien, Thüringen, das Rheinland, Westfalen (zum Beispiel: Hexenverfolgung im Herzogtum Westfalen), die katholischen Fürstbistümer im deutschen Reich (vgl. z.B. Hexenprozesse in Würzburg oder in Bamberg; auch die Bistümer Köln (ca. 2000 Opfer), Mainz (ca. 1500 Opfer) und Trier (ca. 350 Opfer) waren Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts Schwerpunkte des Verfolgungsgeschehens), die Niederlande, Mecklenburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Gebiete in den USA und das Schweizer Wallis. Um das Jahr 1431 beschreibt der Schweizer Chronist Hans Fründ die Begleitumstände der ab 1428 einsetzenden Hexenverfolgungen im Wallis, mit durchaus kritischem Blick auf das Zeitgeschehen.[7][8][9][10] Aber es gab auch andere Gegenden, wie zum Beispiel das Herzogtum Württemberg, in denen kaum Verfolgung stattfand. In Spanien hat die Inquisition die Hexenverfolgung verhindert. Behauptungen, wie sie im Kulturkampf wieder verbreitet wurden, die Jesuiten hätten zu Hexenverfolgungen angestiftet, wurden schon durch die ausführlichen Untersuchungen der Historiker Johannes Janssen und Bernhard Duhr widerlegt.[11]

Opfer:
Zahl der Opfer
Nach neueren Forschungen und umfangreichen Auswertungen der Gerichtsakten geht man davon aus, dass die Verfolgung in ganz Europa etwa 40.000 bis 60.000 Todesopfer forderte.[14] Etwa 25.000 Menschen wurden auf dem Boden des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, davon in Süddeutschland etwa 9.000, im Thüringer Raum, nach dem Forschungsstand von 2006, 1.565[15] (bei als niedrig eingeschätzter) Dunkelziffer hingerichtet. Dazu kam eine hohe Zahl weiterer zu Konfiskation und Haft Verurteilter. Insgesamt soll etwa drei Millionen Menschen der Prozess gemacht worden sein. Die früher verbreiteten Zahlen von mehreren 100.000 Todesopfern stützten sich auf Schätzungen und das durch Literatur und Filme verbreitete Bild einer ungezügelten Hexenverfolgung. 1786 veröffentlichte Gottfried Christian Voigt seine – auf falschen Zahlen beruhende – These von neun Millionen hingerichteter Hexen, die zu Propagandazwecken von den Nationalsozialisten aufgegriffen wurde und noch heute in der Literatur zitiert wird.
Geschlecht
Etwa 75 bis 80 % der Verfolgten waren, dem mitteleuropäischen Hexereibegriff entsprechend, Frauen. Regional konnte es hier jedoch auch zu Abweichungen kommen. So ging die Hexervorstellung in Nordeuropa beispielsweise eher von männlichen Hexen aus, was sich daran zeigt, dass gleichermaßen oder überwiegend Männer verurteilt wurden (zwischen 50 % in Finnland und bis zu 90 % in Island).[16] Diese Männer wurden als mit einem speziellen Gürtel, der sie in Tiere (Werwölfe) verwandelte, ausgestattete Wesen beschrieben. Die vielfach verbreitete These, es habe sich um organisierten Massenmord an Frauen gehandelt (Gynozid), ist vor diesem Hintergrund wie auch vor dem der oben genannten Opferzahlen unhaltbar.[17]
Weise Frauen
Vermutlich im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Vorstellung, die Hexenverfolgung sei eine organisierte Unterdrückung oder Vernichtung vorchristlicher Kulte gewesen, die von weisen Frauen praktiziert worden seien. Die These wurde später zunächst von der völkischen Bewegung, dann aber auch vom Feminismus der 1960er und 70er aufgegriffen und bildet heute die Grundlage verschiedener neuheidnischer und spirituell-feministischer Bewegungen. Die Bremer Sozialwissenschaftler Gunnar Heinsohn und Otto Steiger warfen die in der allgemeinen Öffentlichkeit vielbeachtete These auf, die Hexenverfolgung sei eine Methode gewesen, mit der tradiertes geheimes Verhütungswissen unterdrückt wurde, um die Bevölkerung der neu entstehenden Fürstentümer zu sichern.[18] In der fachwissenschaftlichen Hexenforschung wurde diese Arbeit wegen methodischer Mängel allerdings zurückgewiesen.[19]"

So, den Rest bitte ich dort nachzulesen, offensichtlich übelwollende Kommentare werden ab jetzt schlicht gelöscht, ich habe keine Lust auf Zank und Streit sondern bevorzuge Kommunikation. Kommunikation zeichnet sich dadurch aus, daß man versucht sich gegenseitig zu verstehen und gemeinsam etwas zu erarbeiten anstatt sich zu streiten. Und wehe irgendein Besserwisser kommt mir jetzt mit dem Duden!

6 Kommentare:

  1. Sehr guter Text- hoffentlich nicht wie alle anderen gleichen Inhalts leider völlig an die realitätsverweigernden, hör- und leseunwilligen Anhänger der Hexenverbrennungsideologie als Kampfmittel gegen die RKK verschwendet, deren Ohren ebenso verschlossen sind wie weiland die der Gefährten des Odysseus, die er vor den gefährlichen Sirenengesängen schützen wollte.
    Unsere Freunde der Hexenverbrennungskeule wollen es doch gar nicht wissen- sie müßten ja umdenken, davor jedoch stehen die heißgeliebten Scheuklappen.

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    1. Ich war völlig überrascht über diesen wirklich objektiven Artikel bei Wikipedia. Ich wollte Wikipedia zunächst gar nicht anklicken, weil das deutsche Wikipedia statt objektiv allzu oft unerträglich einseitig und voreingenommen ist. Ich kopiere mir diesen Artikel bevor mal wieder einer dieser ach so toleranten Fuzzis ihn politisch korrekt und hetzerisch umschreibt.

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    2. ja selbst auf Wikipedia wird das schon seriös behandelt, etwas voll seltsames. Auch in der GEO gab es einen langen Artikel über dieses Thema das völlig anders klang als die Hetzpropaganda.

      Hier hatte ich auch einiges aufgeschrieben: http://recognoscere.wordpress.com/2012/05/16/die-simpelsten-vorurteile-gegenuber-der-kirche/

      In übrigen fällt mir auf dass dieser ganze Heidenbrimborium oftmals im Protestantischen Norden auftritt, also genau dort wo die Protestanten die gesamte Sinnlichkeit des Christentums ausrotteten und zerstörten. Davila sagt nicht umsonst dass man nur als Katholik noch Heide sein kann. :D

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  2. hier ein guter artikel der mit der neun millionen verbrennungen-legende entgültig abrechnet. interessant ist auch daß die zahl bei den nazis oft verwendet wurde und wieder über esoterische kreise nach dem krieg aufgekocht wurde, natürlich unter vermeidung des wortes "rasse". hier der link:
    http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/thementexte/rezeption/art/Neun_Millionen/html/ca/0e43e9dea3a4144c50997da6aa74bd34/#[85]
    fr. thomas matthaei

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  3. auch ein sehr guter artikel, in english, ist der von Jenny Gibbson: "Recent Developments in the Study of the Grat European Witch Hunt" mit link hier:
    http://www.kersplebedeb.com/mystuff/feminist/gibbons_witch.html
    er widerlegt eigentlich alles was so in den populären magazinen so alles gelabert wird meist ohne jede nachprüfbaren angaben.
    fr. thomas matthaei

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    1. Vielen Dank für die beiden weiteren links. Es war auch noch einmal sehr interessant für mich, weil ich etliche der Bücher als die wiederfand, die ich in meiner Diplomarbeit benutzt hatte, z.B. "Witches, Midwifes and Nurses". Meine Diplomarbeit war wirklich noch grottenschlechter als ich dachte. :) Ich habe ein 2 darauf bekommen, für Diplompädagogen damals sowieso eine schlechte Note.

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