Sonntag, 9. Januar 2011

Papa Benedikt, die Magoi und der Geistertanz


















Folgender Teil der Predigt von Papa Benedikt zum Fest der Erscheinung des Herrn hat mich auf alte Lebensspuren geführt:
Wir müssen davon ausgehen, dass die Sterndeuter auf der Suche nach den Spuren Gottes gewesen sind; sie wollten seine „Sprache" in der Schöpfung entziffern. Sie waren sich sicher, dass es in der Schöpfung eine Handschrift Gottes gibt - eine Handschrift, die sich entziffern läßt; sie wussten, dass „die Himmel die Herrlichkeit Gottes rühmen" (Ps 19,1) Sie wussten, dass Gott sich in seiner Schöpfung offenbart.
Ich fragte mich warum ich nicht zweifle, daß der Stern die Heiligen 3 Könige geführt hat und zwar bis zum Stall, über dem er stehen blieb. Natürlich kann Gott durch die Natur Zeichen setzen.

Ich bin einmal nachts aus dem Zelt getreten und sah direkt vor mir eine Sternenkonstellation in einem Halo, von der ich bis heute nicht weiß welche es war. Sie war jedoch minutenlang da und schließlich fiel eine Sternschnuppe in diesem Kreis mit der Information: Das ist nur für Dich. Ich habe es angenommen im Vertrauen daß das "Große Geheimnis" mich schon leiten wird. Diesen Begriff gebrauchte heute unser Pfarrer für Gott und ich habe ihn als Schamanin nach indianischer Tradition gebraucht.

Dann erinnerte ich mich an die Vision von Wovoka, eines christlich beeinflußten indianischen Schamanen, der die zweite Geistertanzbewegung Ende des 19. Jahrhunderts gründete. Er hatte während einer Sonnenfinsternis eine Vision in der er sich vor Gott gerufen sah, der ihm unter anderem mitteilte, sie sollten mit den Weißen Frieden halten, keinen Alkohol trinken und sich friedlich von den Weißen abgrenzen. Wenn sie den Geistertanz tanzten - eine Form des indianischen Kreistanzes - würden binnen 2 Jahren die Büffel und die Prärien wiederkehren und die Weißen würden verschwinden.

Die Bewegung fand große Verbreitung unter den indianischen Stämmen, wurde jedoch auch schnell erweitert durch sogenannte Geistertanzhemden, die kugelsicher sein sollten und eine kämpferische Haltung gegenüber den Weißen, bis sie im Massaker von Wounded Knee im Kugelhagel der Army endete.

Bei der Suche nach näheren Einzelheiten stieß ich - neben vielen eso-schamanischen Seiten - auf diese Seite, die von Spektrum der Wissenschaft unterstützt wird. Es gab Untersuchungen über die Wirkung der Geistertanzbewegung, die lange Zeit einzig als großer Mißerfolg rezipiert worden war.

Doch nach und nach begannen neue Perspektiven und Studien diese Geschichte eines (völligen) Scheiterns in Frage zu stellen. Denn die Geistertanzbewegung hatte neue Erzählungen und Rituale gestiftet, hatte Lebenswege und Familien (etwa durch die per Schwur bekräftigte Absage an Assimilation und Alkohol) stabilisiert und zu einer Vielzahl neuer Allianzen und Hochzeiten insbesondere auch zwischen kleineren und vom Erlöschen bedrohten Stämmen geführt. In seiner berühmten Studie von 1986 fand der Ethnologe Russell Thornton, dass jene Stämme, die an der Geistertanzbewegung teilgenommen hatten, durchschnittlich höhere Geburtenraten, die erfolgreiche Integration von "Mischkindern" und auch die höhere Rückkehr von Auswanderern verzeichneten.
Obgleich nach wie vor viele Native Americans mit schweren Problemen ringen, ist ein neues Bewusstsein für Identität und Selbstbewusstsein enstanden, das maßgeblich auch durech religiöse Narrative und Rituale getragen wird.
Es ist ein weiteres Beispiel von vielen: Religiosität hat auch in der Neuzeit biologisches (reproduktives) und kulturelles Potential. Und lebendige, religiöse Kulturen bewahren nicht nur Traditionen, sondern erneuern sie auch immer wieder auf neue Lebenswelten hin.
Das Ganze führt mich jetzt zu folgenden Schlüssen:

- Auch wenn wir höchstens die Hälfte von dem verstehen, was Gott uns sagen will können wir ihm doch vertrauen, daß er es letztlich gut macht und uns seine guten Wege des Lebens leitet.

- Rituale und Traditionen sind von großer Wichtigkeit, denn Gott will immer wieder in die Welt kommen und das kann er durch unser Handeln. Deshalb ist es so wichtig für uns daß Gottes Sohn Fleisch angenommen hat und nicht bloßer Geist blieb und daß wir den von ihm eingesetzten Sakramenten treu folgen, was immer wir auch an Sakramentalien drum herum basteln. (Aus einem Vortrag von Pater Wallner von Heiligenkreuz über die sieben Sakramente)

Die Fähigkeit die Wirksamkeit und Bedeutung von Ritualen zu erkennen habe ich aus meiner schamanischen Zeit mitgebracht und sie war und ist ein wichtiger Faktor für mich warum ich eine Messe würdig gefeiert haben will. Aus meiner Sicht ist das mehr als ein ästhetisches Problem.

Ihr seht zu was man alles kommt wenn man nach dem Familienurlaub gleich die Grippe bekommt.


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