Samstag, 25. August 2012

Zweigespalten


Gestern war ich in einem ökumenischen Lobpreisgottesdienst in einer katholischen Kirche. Mmmmh, ich denke mal laut:

Zuallererst hat es mich an meine baptistische Jugendgruppe erinnert. Wir haben solche Lieder in den 60er Jahren gesungen, haben damit Zeltmissionen gemacht, eine Schallplatte aufgenommen und sind nach Berlin gefahren um in der "Schwangeren Auster" an einem Wettbewerb baptistischer Chöre teilzunehmen.

Es ist also ziemlich lange her, ich hatte Schwierigkeiten mich überhaupt auf den Lobpreisgottesdienst einzulassen, und meinen Mund zum Singen aufzumachen. Es liegt nicht einmal an den Texten, denn einige von ihnen kann ich durchaus unterschreiben, sondern daran, daß mir die Lieder einfach zu schnell sind und man darin zu wenig mit Gott spricht, das "Du, Gott" fehlt mir. Wie bei den Zeltmissionen damals geht es mehr um das Bekenntnis gegenüber anderen - na ja, und - ich mag ja auch voreingenommen sein - darum, zu zeigen wie glücklich man mit Gott ist weil man Christ ist.

Tabernakel und Madonna wurden nicht verdeckt und die Band stand auch nicht davor, dennoch verlor beides an Bedeutung, der Lobpreis richtete sich an jemanden, der nicht an diesem Ort anwesend war oder jedenfalls nur in abstrakter Form, so daß man, kaum war der Lobpreisgottesdienst vorbei, anfangen konnte herumzulaufen und laut zu reden als sei Gott nur solange da wie man ihn lobpreist und danach eben nicht mehr. Das ist gut protestantisch, für sie sind ihre Kirchen Versammlungsräume und keine Gebetsorte, die geheiligt sind, weil dort Gott zu uns Menschen kommt in Fleisch und Blut, dort das Allerheiligste aufbewahrt wird und darum Gott dort wirklich und wahrhaftig gegenwärtig ist.

Auffällig war für mich daß ich mich selbst genauso verhielt.  Nach einer Heiligen Messe gehe ich sonst leise heraus und selbst wenn ich hinten mit jemandem rede geschieht das in der Regel leise, mit Rücksicht auf die Betenden und die Heiligkeit des Ortes.

Es gab dann im Lobpreisgottesdienst eine Gebetsrunde, in der jeder auch ein persönliches Gebet sprechen konnte. Da ich seit kurzem immer auch für die Armen Seelen im Fegefeuer bete habe ich dann mit mir gerungen, ob ich das überhaupt in diesem Rahmen tun kann ohne jemanden nachhaltig auf die Füße zu treten, habe überlegt ob es besser wäre es anders zu formulieren "Unsere Verstorbenen am Reinigungsort" und schließlich war die Gebetsrunde vorbei bevor ich mit meinen Überlegungen fertig war. Na ja.

Alles in allem komme ich zu dem Ergebnis, daß es ein ehrenwertes Unterfangen ist so etwas gemeinsam mit Protestanten zu machen im Versuch wenigstens gemeinsam zu beten, ich verliere aber dabei selbst die Wahrnehmung der Gegenwart Gottes im Tabernakel, die ich mir immer wieder bewußt machen mußte während des Gottesdienstes, ebenso wie meine Liebe zu Maria. Ein solcher Gottesdienst ist mir zu wenig.

Heute morgen in der Heiligen Messe kam dann ausgerechnet der Psalm, den ich bei meiner baptistischen Taufe mit 14 Jahren als Taufspruch hatte: "Mein Herz ist bereit, Gott, daß ich singe und lobe.."

Als es mir sehr schlecht ging 1969 bin ich in Ibiza zu der Baptistengruppe gefahren mit der ich im Jahr zuvor noch selbst dort in Urlaub war, weil ich dringend jemanden zum reden brauchte - sie schickten mich weg. Ich hatte es lange vergessen.....

Alles in allem: Die Psalmen Davids sind mir mittlerweile lieber.

Das Bild kommt von hier.

2 Kommentare:

  1. Hi,

    für die armen Seelen zu beten ist selbst vielen Katholiken zu katholisch, traurig aber wahr. Ich kann Deine Zurückhaltung gut verstehen, ist es doch so, dass man wenigstens in einer Gebetsrunde nicht auf Unverständnis stoßen möchte.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Man möchte in einer Gebetsrunde nicht auf Unverständnis stoßen und auch nicht provozieren wenn man weiß daß die Mitbeter mit dem Glaubensinhalt der in der eigenen Gebetsbitte zum Ausdruck kommt überhaupt nicht einverstanden sind. Was ich mich auch gefragt habe ist, wie viele der anwesenden Baptisten im Stillen dafür gebetet haben, daß sich die Katholiken zum baptistischen Glauben bekehren - ich hätte das jedenfalls damals getan :)

      Löschen