Freitag, 19. April 2013

Ich steh sonst wenig auf Gedichten


aber hier mache ich eine Ausnahme: Hymnen an die Kirche von Gertrud von Le Fort

Das Beten der Kirche

Deine Gebete sind kühner als alle Gebirge der Denker!
Du baust sie wie Brücken ins Uferlose,
     du läßt sie wie Adler ins Schwindelnde steigen.
Wie Schiffe sendest Du sie in Meere des Unbekannten,
     wie große Seeschiffe in Wildnisse voller Nebel.
Der Welt graut bei deinen gefalteten Händen,
     und ihr ist bange bei der Inbrunst deiner Knie,
Ihre Lippen spotten vor Angst,
     und sie verriegelt sich in den Kammern ihrer Zweifel.
Denn du gibst sie der Ewigkeit preis bei lebendigem Leibe
     und heißt ihre Jahre verwesen, ehe sie vorüber:
Siehe, die Straßen, die von deinem Munde führen,
     sind Straßen ins Jenseits,
     und wohin deine Seele sich streckt, ist aller Kreaturen Ende!
Du aber kommst als eine Geschmückte aus der Wüste wieder
     und als eine Erleuchtete aus den Flügeln der Nacht!
Du kommst als eine Lebendige aus dem Abgrund
     und als eine Erhörte aus dem ewigen Schweigen.
Du kommst aus der Vernichtung wieder als eine,
     die Kraft fand,
     und kommst aus dem Unsichtbaren wieder als Gestalt.

3 Kommentare:

  1. Schön! Und eher ein Psalm als ein Gedicht.

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  2. Ja das ist das Schönste was ich kenne:
    ...............alle die dich schmähen leben nur von dir.......... du trägst einen Kranz ums Haupt, den haben dir Engel geweint.........

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  3. Wow! Perfekt, das ist super. Genau darum geht es. Und GENAU DARUM haben die christlichen Europäer in der materiellen Welt so viel erreicht. Nur mit solchen Gebeten im Herzen sticht man in die See und erforscht wie Magellan und Columbus die Welt!

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