Sonntag, 22. April 2012

Impressionen von der Wallfahrt zum Heiligen Rock, Teil 2


Vor dem Dom stand ein großes Rundzelt durch das wir geschleust wurden. Offensichtlich hatten wieder zu viele Sozialarbeiter und künstlerische Sinnhuber ihre Hände im Spiel. Es gab pastellfarben angemalte Äste in großen Rundtöpfen (???), ein aus roten und weißen Fäden gewebtes Netz über dem Platz (???) und im Zelt grobe buntgewebte Stoffe. Nachher erfuhr ich daß man "Lebensfäden" mitbringen konnte, die dann zu einem gemeinsamen Stoff verwebt wurden. Alles ganz nett, aber warum eigentlich muß man aus einer Wallfahrt einen Event mit der Anmutung eines Kindergeburtstages machen? Zu dem Kreuz im Osterei über dem Heiligen Rock sage ich jetzt mal besser nichts ....

Als wir in den Dom hineinkamen gab es ein Programm mit Liedern und Texten. Eine Frau berichtete, daß es noch bis ins vorige Jahrhundert üblich war, daß eine Mutter im Mittelmeerraum während der Schwangerschaft ein nahtloses Gewand für ihr dann erwachsenes Kind webte, in das sie alle ihre guten Wünsche, aber auch Sorgen und Gebete für ihr Kind mit hineinwebte. Es war also deswegen ein ganz besonderes Gewand. Die, die Jesus ans Kreuz schlugen hätten diese Tradition gekannt und das Gewand auch deshalb nicht zerschnitten.

Mit uns zusammen betrat eine Gruppe dunkelhäutiger, schwarzhaariger Menschen mit Kind und Kegel den Dom. Was sie sangen klang für meine Ohren sehr exotisch. Eine Frau, die ich fragte erklärte mir daß sie in ägyptischer Sprache gesungen hatten - es waren Kopten. Die Frau sagte mir sie kämen aus Ägypten und ich bewunderte daraufhin, daß sie von so weit her gekommen waren. Na ja, das waren sie im Prinzip zwar schon - sie leben aber in Frankfurt wo es eine koptische Gemeinde gibt. Ich fand es großartig zu sehen daß auch von ihnen der Heilige Rock verehrt wird und konnte beobachten, daß sie auch ihren Kindern die Begeisterung dafür vermittelten. Sehr schön sie alle zu sehen bei der Verehrung des Heiligen Rocks - weit entfernt von Sozialarbeit.

7 Kommentare:

  1. Danke für den interessanten Bericht, auch für den ersten Teil. Ich konnte leider nicht dabei sein, habe mich aber geistigerweise mit euch verbunden gefühlt. In zwei Wochen in Paderborn (PMT). Gottes reichen Segen!

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  2. Ich hab meinen Post mal wieder ins Netz gestellt bevor er ganz fertig war. Nach Paderborn werden nun wiederum wir es nicht schaffen. Vielen Dank für Deinen Segen.

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  3. Auch von mir ein herzliches Dankeschön für diesen Pilgerbericht. Es ist ein großes Ereignis, das auch die größeren und kleineren Störfaktoren nicht zerstört werden kann. Deo gratias!

    Wie geht es der kleinen Victoria und ihren Eltern?

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  4. @Miriam
    Ja das ist das Schöne daran. Das Heilige dringt auch durch die Profanisierung und den permanenten Kindergeburtstag von Gemeindereferenten etc.

    Viktoria wurde von der Uniklinik Frankfurt nach Tübingen an einen dortigen Spezialisten abgegeben. Demnächst entscheidet sich was und wann weiter geschieht. Viktoria ist schon seit einiger Zeit vorwiegend zu Hause und befaßt sich hauptsächlich damit größer zu werden :) Der Familie geht es entsprechend auch besser. Vielen Dank für die Nachfrage. Wie gehts Deinem Papa?

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  5. Das ist schön! Größer werden und gedeihen ist ja schließlich die Hauptaufgabe aller Babys.

    Meinem Papa geht es besser; das Lymphom ist um 40% zurückgegangen und wir sind alle sehr erleichtert. Jetzt geht es natürlich weiter mit der Chemo und wenn er auf dem linken Auge wieder was sehen würde, wäre das auch gut.

    Einstweilen bleibt uns allen nur abwarten und beten.

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  6. Danke für den Bericht. Diejenigen, die Jesus ans Kreuz schlugen, mögen vielleicht die 'Tradition' gekannt, den Heiligen Rock haben sie aber aus Habsucht unzerteilt gelassen. Die Gebete im Dom dienten der Verwirrung des Glaubens der Pilger.
    Mehr unter
    http://viridissima.blogspot.de/2012/04/und-alle-die-ihn-beruhrten-wurden_23.html

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  7. Vielen Dank für den Bericht. Wir planen, noch einmal morgens früh hinzufahren, wenn noch keine Pilgermassen da sind.Wir haben es ja nicht so weit und ich hoffe, dass sich dann die Gelegenheit ergibt, etwas länger vor dem Gewand des Herrn verweilen zu dürfen.

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