Montag, 12. Juli 2010

"Ich glaube und bekenne

alles was die heilige katholische Kirche als Offenbarung Gottes glaubt, lehrt und verkündet."

Das sagt jemand, der als Erwachsener mit der Firmung in die katholische Kirche aufgenommen wird, aber bereits in einer anderen Glaubensgemeinschaft getauft wurde, wie ich bei den Baptisten. Ich wurde in einem lateinischsprachigen Gottesdienst in der ordentlichen Form des römischen Ritus gefirmt, der per Zufall der einzige mögliche Gottesdienst in Monaten war, in dem meine Firmung möglich war.

Da ich nur diesen einen Satz in deutscher Sprache zu sagen hatte war der Effekt größtmöglich und ich belauschte nachher unfreiwillig eine heftige Diskussion von Gemeindemitgliedern, die diese Aussage zu eindeutig fanden.

Ich war von der Eindeutigkeit meiner Aussage selbst überrascht, nachdem ich sie an so herausragender Stelle gesagt hatte, aber es ist genau das was ich wollte. Und ich wollte auch nicht einer deutschnationalen Kirche beitreten, die sich damit brüstet nicht papsttreu zu sein, sondern der Weltkirche mit dem Nachfolger des heiligen Petrus in Rom.

Ich habe in meinem Leben genug schlechte Erfahrungen mit Sekten gemacht und jetzt auch noch feststellen müssen, daß in Deutschland häufig jeder Priester und jede Gemeinde sich ihren eigene Liturgie und ihren eigenen Glauben bastelt und auch noch darauf stolz ist. Der Glaube der katholischen Weltkirche ist aber in sich vollkommen stimmig, allerdings nur so lange, wie er nicht als Abbruchhaus benutzt wird, aus dem man sich die Brocken herausbricht, die einem gerade in den Kram passen.

Die Gemeinden berufen sich oft darauf, die Kirche jedes Landes habe eben ihre nationalen Besonderheiten und das ist in gewissem Rahmen akzeptabel und macht die Lebendigkeit der katholischen Kirche aus. Das Problem ist, daß es dabei kein Halten mehr gibt und sich mittlerweile weder eine Gemeinde darauf verlassen kann, daß sie als nächstes einen Priester bekommt, der auch nur die Eucharistie würdig feiert noch daß sich ein Priester darauf verlassen kann, daß, wenn er die Messe den schließlich wohlbedachten Vorschriften gemäß feiert, ihn seine neue Gemeinde nicht steinigt und ihm das Leben auf jeden Fall so schwer wie möglich macht.

Das sind Zustände, die einer Sekte würdig sind, nicht jedoch der katholischen Weltkirche. Hier ist eine Gruppe innerhalb der Kirche zugange, die mit der Behauptung großer Offenheit auf dem besten Weg ist die katholische Kirche ein weiteres Mal zu spalten und eine eigene neue Sekte zu gründen. Dummerweise sollte gerade die deutsche Kirche das besser wissen, die so viele Priester in Dachau verloren hat als vor nicht allzu langer Zeit die Nazis den deutschnationalen Weg gingen.

Da sei der Heilige Geist vor!

6 Kommentare:

  1. Die Konvertiten sind mir die liebsten, weil sie wissen, was sie wofür aufgegeben haben. Das geht nur wenn im Herzen ein Feuer brennt. Lass es brennen, liebe Dorothea, auch wenn momentan etwas viel Löschwasser unterwegs ist!

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  2. Ich bin durch Barbara Wenz Artikel auf den Blog aufmerksam geworden. Mein Mann ist auch vor nun fast 8 Jahren vom ausgetretenen taufschein Protestanten zur katholischen Kirche konvertiert. Sein Lebenswandel in den letzten 10 Jahren ist (fast) ein Wunder!

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  3. Ich verstehe den letzten Absatz nicht. Wohl den Teil, der sich auf die Spaltung der katholischen Kirche bezieht. Obwohl ich die Kraft der kath. Kirche eben auch darin sehe, dass sie verschiedenste Ausprägungen des Glaubens unter einem Dach vereinen kann. Nebeneinander stehen da die Mystiker, die Dogmatiker und die der Welt zugewandten (was immer das heißt und wie auch immer man das bewerten mag). Ich stimme Ihnen auch zu, dass die Kirche sich nicht für ihre Gesetzgebung rechtfertigen muss und ein dauerndes In-Frage-Stellen der Grundlagen der Kirche wie es von Gruppierung wie Wir-Sind-Kirche praktiziert werden, eher absurd anmuten. Daher kann ich ihrem Wunsch nachfühlen, dass sich diese doch ihre eigene Kirche bauen sollten.

    Was aber soll der Verweis auf Nazideutschland? In Dachau gingen generell zu viele Menschen verloren, wenn man es euphemistisch ausdrücken wollte.Ich finde keinen Bezug in der Aussage zu dem was die Kirchen heute durchmachen (Nach meinem Gefühl schmälert es zudem das Schicksal jener Priester, die dort an der Seite ihrer Mitmenschen ermordet wurden). Aber vielleicht irre ich auch.

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  4. Im letzten Absatz ging es um das Nazi-"Modell" der "deutschnationalen" Kirche, die kirchlich gebundene Menschen auf dem Weg über eine vom Größenwahn Hitlers beeinflußte Ausrichtung (Rassenideologie) dem Einflußbereich des Führers näher bringen sollte.
    Das sollte dann als «nationale Besonderheit» die Kirchengemeinschaft aus dem weltweiten Glaubens-Zusammenhang herauslösen (das galt so auch für die evang. Kirche) und (im Fall der römischen Kirche) die Deutschen von der Auslands-Fremdbestimmung Roms befreien. Weil sie das universale Petrusamt nicht verleugnen wollten, dafür sind viele katholische Priester ins KZ gebracht worden.
    Heute ist es eben nicht die NS-Ideologie, sondern die militante Ideologie des Laizismus, welche die Kirche bis zur Profillosigkeit säkularisieren möchte und dabei auf Spaltung von "innen" setzt. Es ist nicht auszuschließen, dass (Bischöfen und) Priestern, die sich dem vehement widersetzen, ähnliche Erfahrungen ins Haus stehen werden …

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  5. Ich kann die Analogie nicht nachvollziehen. Sie unterstellte ja, dass wir heute, wie damals, mit einer rassenideologischen Ausrichtung der Gesellschaftsordnung und in der Politik in Deutschland zu tun hätten. Die nationlae Besonderheit der Kirchen heute kann ich nur darin erkennen, dass es unterschiedliche Beziehungen der Gesellschaften zur Kirche gibt (am Beispiel: Frankreich, Deutschland, Italien) Und wo beginnt der militante Laizismus? Ich plädiere nicht für eine Säkularisierung der Kirche (was ja auch widersinnig wäre), wohl aber halte ich von einer laizistisch ausgerichteten Legislative. Politik wiederum braucht Fundamente. Die jeweiligen Parteien sollten das widerspiegeln. Ich glaube auch nicht, dass heute Bischöfe, Priestern und Laien ähnliche Erfahrungen ins Haus stehen, wie seinerzeit, allein weil die Voraussetzungen heute andere sind. Diese mit denen der Zeit des Nationalsozialismus zu vergleichen halte ich für eine Bagatellisierung der deutschen Vergangenheit. Ein derartiger Vergleich ist auch gar nicht notwendig um die grundlegende Kritik an einer Verweltlichung der Kirche, ihrem möglichen inneren Zersetzungsprozess oder ihrem Zerfall(wie auch immer)zu führen.

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  6. Im letzten Absatz ging es mir vor allem darum, daß die katholische Kirche ihre Märtyrer des Nationalsozialismus nicht mehr genügend ehrt. Der Verfolgung der katholischen Kirche ging damals eine Medienkampagne mit denselben Themen voraus wie heute und wie heute hat man sich innerkirchlicher Zwistigkeiten bedient. Die, die sich heute wieder für dasselbe Spiel hergeben mißachten ihre Märtyrer, indem sie sich weigern daraus zu lernen.

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