Montag, 13. Juni 2011

Pausenclown?


wir waren heute bei einer Firmung von ca. 100 Jugendlichen. Gleich zu Anfang wunderte ich mich wer denn da neben unserem Pfarrer ging. Ein Batikgewand in Rot und Gelbtönen mit einer Art Zielscheibe auf der Brust, großzügigen Dreiecken am Saum und auch sonst wegen seiner unruhigen Gestaltung hart an der Grenze zum Clownsgewand. Der alte Herr, stellvertretend für den Bischof, machte seine Sache zunächst ganz gut. Er ermahnte zum Beispiel die Paten, daß sie sich vor Gott verantworten müßten, wenn sie es bei der Patenschaft mit ein paar Geschenken getan sein ließen, vielmehr sollten sie sich um ihre Patenkinder kümmern, auch in religiöser Hinsicht. Das mußte doch mal gesagt werden.

Er zelebrierte auch ordentlich, außer daß er das Schuldbekenntnis wegließ. Naja, den Kummer sind wir ja schon fast gewohnt.

Schlimm wurde es ab dem Moment, an dem er seine Geschenke für die Firmlinge verteilte, ein Brief von ihm - okay - und ein Schokoladenhandy. Auch dazu nahm ich ihm seine Erklärung noch ab: Er wolle daß die Firmlinge immer einen Draht zu Gott behielten. Naja. Nachdem jeder Firmling sein Geschenk von ihm erhalten hatte begann er endgültig das Ganze zu kippen: "Ich hab noch ein paar Schokoladenhandys, welches Kind am schnellsten hier ist bekommt eines." Großes Gerenne der Kinder. Das genügte ihm jetzt aber noch nicht und er holte Knallhütchen - kein Witz - hervor, ließ sie selber knallen und verteilte sie noch beim Auszug. Und plötzlich mutierte sein Priestergewand und war nun wirklich das Gewand eines Pausenclowns.

Das Schlimme war, daß ich eigentlich den Eindruck eines gläubigen und netten Menschen hatte, ich war bereit ihm eine Menge zu verzeihen, aber er glaubte offenbar er müsse das tun und wirkte dabei sehr entschlossen. Leider entwertet ein Priester, der sich lächerlich macht - es war nicht lustig - auch immer das Sakrament, das er spendet, mit. Oder was sollte das sein? Statt Ostergelächter Pfingstkichern?

Ich hoffe nur daß die Mühe, die sich eine Menge Menschen ein dreiviertel Jahr mit diesen Jugendlichen gemacht hatten um sie auf dieses Sakrament vorzubereiten, diesen Auftritt aufwiegt.

3 Kommentare:

  1. Ja, ich kenn diese "auftritte" recht gut. Aus der distanz betrachtet ist es nochmal atemberaubender, was alles zur normalität mutieren kann. Und die mehrheit der eltern war sich dann wohl einig, dass das ein angenehmer pfarrer ist "wie er sein soll". "Menschlich" halt. Diese wald- und wiesen-anthropologie wäre mal ne untersuchung wert: "menschlich" ist die kirche anscheinend dann, wenn sie meine bedürfnisse befriedigt und unangenehmes ausklammert.

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  2. ehrlich, ich denke , auch unsere Priester brauchen manchmal eine gute "brüderliche Zurechtweisung" gerade auch von uns Laien. Das ist keine Anmassung und kein Klerikalismus sondern ein gebot der Nächstenliebe. Natürlich kommt es auf den stil an, aber um die deutliche Kritik kommt man wohl nicht herum

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  3. Ich habe unabhängig hiervon eine eigene Betrachtung geschrieben, die zu ähnlichen Schlüssen kommt. http://www.facebook.com/notes/christian-hammerl/regie-aber-richtig/126890490726583

    Falls das dem Domkapitular Nabbefeld nicht reicht, gibt es auch noch so lustige Spielchen wie Firmlings-Wurstschnappen. Das trägt sicher auch zur allgemeinen Erheiterung bei. Und wenn er lustig die Angel schwingt mit der Wurscht am Ende findet er bestimmt die passende Symbolik - irgendwas mit Menschenfischern böte sich da an.

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