Freitag, 27. Mai 2011

Die Madonna kümmert sich




um ihre Kinder.








Sigrid Grabner schreibt im Vatican Magazin:

Bei einer 1981 auf wundersame Weise zustande gekommenen Studienreise nach Rom zwang mich Dankbarkeit erstmals seit Jahrzehnten wieder auf die Knie – in der Ungarischen Kapelle in den Grotten von Sankt Peter. Rechts vom Altar stand eine bäuerlich wirkende Madonna. Als ich nach einem wortlosen Gebet aufschaute, lächelte sie mich an. Ich schaute mich um. Außer mir war niemand in der Kapelle. Kein Zweifel: Sie meinte mich. Ihr Lächeln traf mich im Innersten und machte mich auf unbeschreibliche Weise froh.
Am selben Tag schenkte mir ein Benediktiner in San Clemente einen Romführer, den jemand in der Kirche hatte liegen lassen. Als ich das Büchlein aufschlug, fand ich zwischen den Seiten die Wunderbare Medaille. Ich wusste damals nicht, was es mit dieser Medaille auf sich hatte, und es dauerte noch einige Zeit, bis ich es erfuhr. Jedenfalls trug ich sie fortan mit mir herum. Und ich kaufte eine Tonkassette mit einem von Johannes Paul II. gebeteten Rosenkranz. Ich wollte endlich wissen, was es mit diesem Gebet auf sich hatte. Bisher war mir die ständige Wiederholung der Anrufung Mariens als sinnloses Geplapper erschienen. Aber wie konnte es das sein, wenn der von mir hochverehrte polnische Papst ihn betete? Wie eine kostbare Trophäe brachte ich die Kassette, sorgsam am Leibe versteckt, bei der Rückreise in die DDR durch die scharfen Grenzkontrollen.
Unzählige Male ließ ich das Band ablaufen, bis ich endlich zu verstehen meinte. War Maria, auf der Mondsichel stehend, vom Strahlenglanz der Sonne umgeben, in einen Mantel aus Himmelsblau gekleidet, nicht auch ein Sinnbild für die Mutter Erde, unser aller Mutter? Der Rosenkranz ein kosmischer Gesang, der aus der Tiefe von Zeit und Raum in die Ewigkeit aufstieg – bittend, drängend, jubilierend? Seit Jahrhunderten riefen Menschen in ihrer Not mit dem Ave Maria zu Gott. Ich lauschte dem Rhythmus der Worte und fühlte mich getragen vom Strom des uralten Gebets.
Irgendwann lernte ich den Rosenkranz selber zu beten. Maria, die Trösterin der Betrübten, zeigte mir ihren Sohn als Kind, als Verkünder der Freude, als Gekreuzigten und Auferstandenen. Vor allen schwierigen Auseinandersetzungen in den achtziger Jahren – und deren gab es viele: mit der Schule meiner Kinder, mit Parteifunktionären, im Schriftstellerverband und schließlich beim Austritt aus der Staatspartei SED – betete ich den Rosenkranz und gewann durch ihn Ruhe und Kraft. Maria nahm mich bei der Hand und führte mich schließlich in die Kirche zurück.
Wie viel mütterliche Sorge Mariens, wie viel Erfindungsreichtum und pädagogisches Geschick des Heiligen Geistes hatte es doch gebraucht, mir den Weg in die Freiheit zu weisen.

Hier ist der ganze Artikel und das Bild ist von Murillo.

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